Bitte beachten Sie auch die CHARTA 2000 der Gruppe Raisons d'Agir!
zum Programm der Arbeitstagung
hiermit möchten wir Sie/Euch zur achten wissenschaftlich-politischen Arbeitstagung vom
einladen.
Abweichend von den bisherigen Tagungen wollen wir im Herbst eine gemeinsame Stellungnahme zur Frage von Armut und Reichtum in der Bundesrepublik erarbeiten. Dazu ist auf Initiative von Gottfried Erb von einer Arbeitsgruppe der Loccumer Initiative ein Memorandum vorbereitet worden, das wir intensiv diskutieren und der Öffentlichkeit vorstellen wollen.
Armut ist in der politischen Öffentlichkeit der Bundesrepublik ein randständiges Thema. Die vom DGB und den Sozialverbänden vorgelegten Armutsberichte werden immer wieder routinemäßig zur Kenntnis genommen und dann zu den Akten gelegt. Auch der Bericht der Bundesregierung über Armut und Reichtum in Deutschland, der im Mai diesen Jahres erstmals vorgelegt wurde, scheint daran wenig zu ändern. Armut gilt als ein Problem der wirtschaftlich unterentwickelten Länder der Dritten Welt und von Regionen Süd- und Osteuropas, nicht als eines der fortgeschrittenen Industrieländer. Das wesentliche soziale Problem der Gegenwart, so eine weit verbreitete Meinung, bestehe in Deutschland in der Arbeitslosigkeit, die durch die Entfesselung der Kräfte des Marktes überwunden werden könne.
Mit der Beseitigung eines manifesten Massenelends ist jedoch die Armut keineswegs aus der sozialen Realität verschwunden, wie es das neoliberale Selbstbild dieser Gesellschaft suggeriert. In der modernen kapitalistischen Ökonomie hat sie jedoch einen neuen Charakter bekommen. Unter Bedingungen, in denen praktisch alle Lebensbereiche kommerzialisiert werden, hat materielle Armut weitreichende Folgen für die Partizipation des Einzelnen. Die Industrialisierung von Kultur und Kommunikation hat große Teile des gesellschaftlichen Lebens ergriffen, die zuvor eine relative Eigenständigkeit hatten. Der kapitalistischen Zugriff richtet sich zunehmend auf das, was den ökonomische Verwertungsprozeß vergangener Produktionsepochen gleichsam umgab, was ihm das Milieu bereitstellte und als sein Medium fungierte und teilweise als Gratisproduktivkraft wirksam wurde, nämlich Kommunikation, Sozialbeziehung, Gesellschaftlichkeit überhaupt. Die Verwertungsrichtung geht auf Immaterielles, auf das soziale Leben der Menschen und ihr Bewußtsein selbst. Die Durchkapitalisierung aller Lebensbereiche und die damit einhergehende Propagierung vollständig auf den materiellen Konsum abgestellter Lebensstile hat den Druck auf die Marginalisierten noch drückender gemacht. Das Verschwinden von Orientierungen, die diesen kapitalistischen Idealen entgegengesetzt sind, ist ein Resultat kultureller Enteignungs- und Verarmungsprozesse, die wiederum die Basis schwunghafter Geschäfte bilden. Die kulturindustrielle Verwertung kultureller Armut, die in der Wortschöpfung "Tittytainment" ihren Niederschlag gefunden hat, zementiert die soziale Ausgrenzung der Armen und profitiert selbst noch von ihren geringen materiellen Mitteln. Der Abbau des Sozialstaats und die Durchsetzung einer sozialdarwinistischen Logik in der staatlichen Armutspolitik, welche die Verarmungsprozesse begleitet, hat daher bisher wenig Widerstand der Betroffenen ausgelöst.
Armut wurde bislang weitgehend im Bezugsrahmen der materiellen Bedürfnisse bestimmt, welche die Produkte der 'old economy' befriedigen. Bei der Armut im Bezugsrahmen der 'new economy' wird eine Tendenz, die in jeder Form von Armut angelegt ist, beherrschend, nämlich die der Ausgrenzung.
Das Memorandum ist hier verfügbar; allen TeilnehmerInnen wurde/wird es auch im Vorfeld zugeschickt. Wir möchten darum bitten, uns Kritiken und Änderungsvorschläge zuzusenden, damit das Memorandum einen breiten Konsens finden kann. Es besteht selbstverständlich auch auf der Tagung selbst die Möglichkeit, mündlich Anträge einzubringen. Dazu werden wir den vorliegenden Text abschnittsweise durchgehen. Nach der Tagung wird auf der Basis der Diskussion und der Änderungsvorschläge das Memorandum inhaltlich und redaktionell überarbeitet. Nach der schriftlichen Zustimmung zur Endfassung soll das Memorandum dann mit den Namen der UnterstützerInnen der breiten Öffentlichkeit zur Debatte gestellt werden.
Die Anmeldung bitte - auf dem Antwortabschnitt - direkt an:
Gregor Kritidis,
Davenstedter Straße 23,
30449 Hannover,
Fon: (0511) 2133062
E-Mail: loccumer.initiative@gmx.de
Die Zahlung des Tagungsbeitrags von 155,- DM erbitten wir direkt und rechtzeitig auf das Konto der Evangelischen Akademie Loccum mit der Angabe "Tagung 12.-14. Oktober" und des Namens "Kirchliche Verwaltungsstelle": Sparkasse Loccum (BLZ 25651581) Kto.-Nr. 222000.
Anreisehinweise finden sich hier.
Mit besten Grüßen und in der Hoffnung auf eine erfolgreiche Tagung,
Ihr/Euer
Gregor Kritidis
Die Vorbereitungsgruppe:
Prof. Dr. Peter v. Oertzen, Prof. Dr. Jürgen Seifert, Prof. Dr. Oskar Negt, Prof. Dr. Joachim Perels, Prof. Dr. Michael Buckmiller, Prof. Dr. Alfred Krovoza, Prof. Dr. Heiko Geiling (Hannover), Margareta Steinrücke, Dr. Heiner Stück, Adolf Brock, Prof. Dr. Thomas v.d. Vring (Bremen), Prof. Dr. Michael Krätke (Amsterdam).
18.00 bis
18.30 Uhr Anreise
18.30 Uhr Abendessen
19.00 Uhr Begrüßung
19.30 Uhr
ab 9.15 Uhr
12.30 Uhr Mittagessen
18.30 Uhr Abendessen
19.00 Uhr
ab 9.15 Uhr
11.30 Uhr
12.30 Uhr Mittagessen
Zuletzt geändert am 20.08.2000. Technische Kommentare bitte an: webmaster@gfp-linkloc.de